"Ich bin froh, dass sich das erledigt hat"
René Pascal Knott hat über Erfolge beim Leistungssport seine Ängste überwunden und zu mehr Leichtigkeit beim Lernen in der Schule gefunden
Er hat es mit Fußball versucht, mit Reiten und mit Taekwondo. Doch keine dieser drei Sportarten hat René Pascal Knott so fasziniert wie das Schwimmen. Es wird dann wohl auch die Begeisterung sein, die den 16-Jährigen neben seinem Talent zu Höchstleistungen treibt. Der Schüler der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule (KTG) Minden trainiert sechs Mal in der Woche und hatte sich im vergangenen Jahr sogar für die Deutschen Kurzbahnmeisterschaften (25 Meter) qualifiziert. Dort landete er im C-Finale bei den Erwachsenen (200 Meter Rücken) auf einem beachtlichen 19. Platz. "Ich hatte von Anfang an Freude am Schwimmen und daran hat sich bis heute nichts geändert", sagte der junge Sportler vom SV 1860 Minden. Und nicht nur das: mit den sportlichen Erfolgen steigerten sich auch die schulischen Leistungen.
René Pascal Knott ist neun Jahre alt, als ihn sein Freund Daniel Makschakow mit zum Schwimmtraining des MTV Minden, wie der Verein seinerzeit noch heißt, in die Kreissporthalle nimmt. Er startet auf der Bahn 1, die den Anfängern vorbehalten ist, doch Schwimmwartin Antje Mattenklott erkennt sofort das Talent. Noch am selben Abend schwimmt er sich zwei Leistungsbahnen weiter. Seine motorischen Defizite an Land, die bei den anderen Sportarten offensichtlich sind, spielen im Wasser keine Rolle. "Ich hatte durch mehrere Wachstumsschübe Probleme beim Laufen, im Wasser hatte ich keine Schwierigkeiten", sagt er rückblickend. Jede Woche einmal geht er zum Training, und der erste größere Erfolg für ihn ist, als er seinen gleichaltrigen Vereinskollegen Tom Chytrek zum ersten Mal besiegt. "Er war immer schneller als ich, und ich hatte zu mir selber gesagt: ihn möchte ich einmal schlagen", sagt René Pascal Knott.
Das ist drei Jahre her. Seitdem geht es steil bergauf, es folgen zahlreiche Titel und Rekorde. Für das Jahr 2017 hat er sich vorgenommen, in seiner Paradedisziplin 200 Meter Rücken NRW-Meister zu werden und sich für die Teilnahme an den deutschen Langbahnmeisterschaften (50 Meter) zu qualifizieren. Dazu müsste er eine Zeit schwimmen, die national zu den besten 100 gehört. Dafür trainiert der 16-Jährige hart. "Ich gebe immer alles, manchmal auch über meine Grenzen hinaus", gibt er zu. Training hat er sechsmal die Woche, wobei ihn seine Großeltern jeden Mittwoch nach Paderborn fahren. Dort trainiert er mit Landesstützpunkttrainerin Ute Lenz - zwei Stunden im Wasser, eine Stunde im Kraftraum. Im Sommer 2017 wird er seinen alten Verein, und auch seinen Schwimmtrainer Martin Gräper, verlassen. In Paderborn möchte René Pascal Knott sein Abitur am Berufskolleg Lise Meitner machen - mit Sport als Schwerpunkt. Wohnen wird er im Internat, das er auch schon zwei Wochen lang getestet und für gut befunden hat.
Mit dem Wechsel nach Paderborn endet dann auch Renes Zeit an der Mindener Kurt-Tucholsky-Gesamtschule. Nach der Klasse 10 ist Schluss. "Das finden wir alle sehr schade", sagt Nadine Lüters. Die 40-Jährige, die selber eine hochklassige Reitsportlerin ist, ist seit der 7. Klasse die Klassenlehrerin von René Pascal Knott. Die Lemförderin hat hautnah die Entwicklung ihres sportlichen Schülers miterlebt. Die Lehrerin für Sport und Biologie erkennt einen positiven Zusammenhang zwischen den sportlichen Erfolgen, den schulischen Leistungen und der persönlichen Entwicklung. "René war eine zeitlang jähzornig und gerade im Sport sehr verbissen. Mit seinen sportlichen Erfolgen wurde er zusehends ausgeglichener und sein Durchhaltevermögen ist gestiegen. Er hat auch mehr Selbstvertrauen entwickelt", sagt Nadine Lüters. Diese Einschätzung teilt René Pascal Knott. "Ich war immer ein mäßiger Schüler. Für mich hatte Schule immer etwas mit Pflicht und dem Lernen an sich zu tun. Von Leichtigkeit keine Spur. Ich habe mich früher auch nur ganz selten getraut, mich zu melden und etwas zu sagen. Ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen. Das ist heute anders. Ich spüre, dass mich die sportlichen Erfolgte stärker machen. Ich habe mehr Selbstvertrauen und sage heute, was ich meine. Ich bin sehr froh, dass sich das erledigt hat", sagt René Pascal Knott, bei dem Ärzte das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) sowie eine Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) diagnostiziert haben, wie sein Vater Olaf Knott sagt. Diese Defizite hat René Pascal Knott offensichtlich gut im Griff. Seine Schulnoten haben sich siginifikant verbessert, seitdem er Schwimmen leistungsmäßig betreibt und damit auch erfolgreich ist. "Das Lernen geht mir leichter von der Hand", sagt er, auch wenn die sprachlichen Fächer, wie Deutsch und Englisch, "ganz sicher nie meine Lieblingsfächer sein werden."
Sportliche Erfolge 2016 (Auszug)
- Platz 19 bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften offen (200 Meter Rücken)
- Platz 9 bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften Junioren (200 Meter Rücken)
- Platz 4 bei den NRW-Kurzbahnmeisterschaften offen (200 Meter Rücken)
- Platz 6 bei den NRW-Kurzbahnmeisterschaften offen (100 Meter Rücken)
- Platz 2 bei den NRW-Kurzbahnmeisterschaften Jahrgangswertung (200 Meter Rücken)
- Platz 2 bei den NRW-Kurzbahnmeisterschaften Jahrgangswertung (100 Meter Rücken)
- Mehrfacher OWL-Meister Kurz- und Langbahn (Rücken, Freistil, Lagen)
Rekorde
- OWL-Rekord auf der Kurzbahn AK 16 (100 Meter und 200 Meter Rücken)
- Mehrere Kreisrekorde auf Kurz- und Langbahn AK offen
- Mehrere Vereinsrekorde auf Kurz- und Langbahn AK offen
- Persönliche Bestleistungen (Auszug)
- Kurzbahn (25 Meter):
- Freistil 50 Meter (0:27,45 min.) | 100 Meter (0:54,59 min) | 200 Meter (1:57,47 min.)
- Rücken 50 Meter (0:27,38 min.) | 100 Meter (0:57,78 min.) | 200 Meter (2:28,06 min.)
- Langbahn (50 Meter):
- Freistil 50 Meter (0:26,58 min.) | 100 Meter (056,78 min.) | 200 Meter (2:03,84 min.)
- Rücken 50 Meter (0:29,65 min.) | 100 Meter (1:02,65 min.) | 200 Meter (1:02,65 min)