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    • Willkommen zum Tag der offenen Tür

      Willkommen zum Tag der offenen Tür

      Alle Viertklässler der Umgebung und ihre Eltern sind ganz herzlich zum Tag der offenen Tür eingeladen ...
    • Einmal um die Welt!

      Einmal um die Welt!

      Mit der Jahrgangsstufe 7 ins Klimahaus nach Bremerhaven ...
    • Kunstpause an der KTG

      Kunstpause an der KTG

      Buntes Herbstlaub, Kastanien, Bucheckern, Eicheln und noch viel mehr rund um die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule sind zu sehen ...
    • Warum das Moor nach Zitrone schmeckt

      Warum das Moor nach Zitrone schmeckt

      Zur Kooperation mit dem Moorhus – dem NABU Besucherzentrum - gehört die spannende Exkursion ins Moor ...

      Tucholsky und die Justiz

      Tucholsky war selbst Jurist. Er hatte Jura nicht nur an der Berliner Universität studiert, sondern ein Semester lang auch in Genf. Bereits im Studium war er aber ein unbequemer Kritiker des Justizsystems. Er bemängelte die praxisferne Ausbildung des Studenten, der sich mit römischem oder germanischem Recht herumzuschlagen hatten, von der Realität ihres Staates jedoch keine Ahnung hätten. Vor allem aber galt seine Kritik der Gesinnung und Haltung der Juristen seiner Zeit. Es war die Zeit der Weimarer Republik, und was für das Militär galt, dass es zutiefst antidemokratisch und reaktionär war, das galt für die Justiz zumindest im gleichen Maße. Ignaz Wrobel veröffentlicht dazu 1921 dazu authentisches Material. Demnach wurden von rechtsextremen Gruppen 314 Morde verübt, darunter an so bekannten Sozialisten wie Rosa Luxemburg ,Karl Liebknecht und Kurt Eisner, aber auch an bürgerlichen Politikern, die sich zur Demokratie bekannten wie Matthias Erzberger und Walter Rathenau. Für diese Morde wurden 31 Jahre und zwei Monate Freiheitsstrafe verhängt, sowie einmal lebenslange Festungshaft (eine damals übliche "ehrenvolle" Haftstrafe unter leichteren Bedingungen) von der aber nur wenige Jahre verbüßt wurden. Dem stehen 13 Morde, begangen von Linksextremisten gegenüber für welche deutsche Gerichte acht mal die Todesstrafe verhängten sowie Freiheitsstrafen von 176 Jahren und zehn Monaten. Diese Justiz war nicht nur "auf dem rechten Auge blind" wie es sicher richtig heißt, sie war darüber hinaus eine reine Willkür- und Klassenjustiz. Diese Justiz hat KT auf das leidenschaftlichste bekämpft. Als Beispiel mag sein Appell an die Republik gelten, verfasst von Theobald Tiger anlässlich des Mordes an Rathenau.

      "Steh einmal auf! Schlag mit der Faust darein!
      Schlaf nicht nach vierzehn Tagen wieder ein!
      Heraus mit deinem Monarchistenrichter,
      mit Offizieren - und mit dem Gelichter,
      das von dir lebt, und das dich sabotiert,
      an deine Häuser Hakenkreuze schmiert.
      Schlag du in Stücke die Geheimverbände!
      Bind Ludendorff und Escherich die Hände!

      Lass dich nicht von der Reichswehr höhnen!
      Sie muss sich an die Republik gewöhnen.
      Schlag zu! Schlag zu! Pack sie gehörig an!
      Sie kneifen alle. Denn da ist kein Mann.
      Da sind nur Heckenschützen. Pack sie fest -
      dein Haus verbrennt, wenn du´s jetzt glimmen lässt.
      Zerreiß die Paragraphenschlingen.
      Fall nicht darein. Es muss gelingen!
      Vier Jahre Mord - das sind, weiß Gott, genug.
      Du stehst vor deinem letzten Atemzug.
      Zeig, was du bist. Halt mit dir selbst Gericht.
      Stirb oder kämpfe. Drittes gibt es nicht."

      Erneut beeindruckt, neben der Leidenschaft mit der KT gegen die Reaktionäre in der Justiz und beim Militär angeht, der Weitblick dieses Mannes, der das Ende dieser Republik kommen sah, die eben nicht bereit war, für Demokratie zu kämpfen.

      Er selbst hatte sich auch ganz persönlich mit der deutschen Justiz herumzuschlagen, wurden doch zahlreiche Prozesse gegen ihn geführt, wegen seiner engagierten Artikel. Mal lautete die Anklage auf Gotteslästerung, mal auf Beleidigung oder Verunglimpfung.

      Noch in einem weiteren Zusammenhang setzte er sich mit der Justiz auseinander, nicht nur mit der deutschen - in seinem Kampf gegen die Todesstrafe. 1927 protestierte er in einem offenen Brief an den amerikanischen Botschafter gegen die Hinrichtung der beiden italienischen Anarchisten Sacco und Vanzetti, die wegen eines angeblichen Attentats in Boston zu Tode verurteilt wurden. Als auch in Deutschland ein derartiger Justizirrtum aufgedeckt wird, äußert er sich in seinem Artikel: "Eine leere Zelle" in dem er den Vater eines ermordeten Kindes zu Wort kommen lässt.

      Er schließt mit:
      "Sie haben mich nicht einmal gerächt. Meinen niedrigsten Instinkt
      zu befriedigen und sinnlos zu befriedigen... mir vielleicht noch
      einen Parkettplatz anzubieten, wenn er seinen Kopf in den Sack
      spuckt - was soll das? Ich mag es gar nicht sehen. Es ist etwas
      Unwiderrufliches durch ihn geschehen; ein Teil meiner selbst
      ist dahin - und nichts ist dadurch erreicht, als dass ein neuer
      Mord vollbracht wurde, mit allen Schrecken des ersten."

       

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